Nur ein kleiner Teil der europäischen Juden war in der Lage, zu fliehen, bevor die Verfolgungen durch das Nazi-Regime begannen. Viele mehr von ihnen hätten gerettet werden können, wenn andere Länder ihnen Asyl geboten hätten. Eine Folge dieser Katastrophe war das Zustandekommen der Flüchtlingskonvention der Vereinten Nationen, die 1951 gültig wurde und in welcher der Schutz, die Hilfe und die sozialen Rechte festgeschrieben sind, die Flüchtlingen zustehen. Deren Zahl wird ständig grösser: Ende 2019 waren fast 80 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Kriegen, Vertreibungen und Verfolgungen; 40 Prozent von ihnen sind Kinder. Die daraus entstehenden, normalerweise traumatischen Erfahrungen – der Verlust der bekannten Heimat, die Hindernisse und Gefahren auf dem Weg in ein fremdes Land und Unsicherheit und Anfeindungen im Ankunftsland – bringen physische und psychische Verwundungen mit sich, und solche Traumata werden oft an die nächsten Generationen weitergegeben. Wie wir mit Flüchtlingen umgehen zeigt uns auf, in welcher Gesellschaft wir leben und leben wollen.